search menu location clock pencil calendar price-tags home phone envelop
×

Geben sie ihren Suchbegriff ein und drücken dann ENTER.

Allgemein · Stadtsportbund Oldenburg

Großsportvereine und Corona – Was bleibt von der Pandemie? 

11. Oktober 2022

In den Jahren 2020 und 2021 wurde der Breitensport in Deutschland durch die Coronapandemie stark ausgebremst. Zwar schossen zahlreiche Onlineangebote aus dem Boden, doch die fehlenden Neueintritte und coronabedingte Auflagen machten den Vereinen besonders zu schaffen. Durch die fehlenden Neueintritte sanken nicht nur Mitgliedszahlen, sondern ebenso die Einnahmen der Vereine. 
Vor Allem Großvereine mussten vereinseigene Fitnessstudios schließen oder vergleichbare Angebote aus dem Reha- und Gesundheitssport reihenweise absagen, sodass es zu großen finanziellen Einbußen im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb kam. Um die Auswirklungen so gering wie möglich zu halten, hat der Bund mehrere Hilfspakete auf den Weg geschickt. So konnten die Vereine zumindest beispielsweise Förderungen für digitale Angebote in Anspruch nehmen, um sich über Wasser zu halten. 
Doch wie haben sich die Mitgliedszahlen weiterentwickelt? Sind die finanziellen Einbußen immer noch zu spüren? Und was wurde aus den ganzen virtuellen Trainingsangeboten oder Online-Mitgliederversammlungen? Diesen Fragen ist die Online-Plattform “Sportplatzwelten” nachgegangen und hat für die Beantwortung bei mehreren Großsportvereinen nachgefragt. 

Mitgliedsentwicklung 
Die deutschen Großsportvereine hatten im Jahr 2020 einen Rückgang der Mitgliedszahlen von bis zu -15%. Betrachtet man die durchschnittliche Entwicklung der Mitgliedszahlen, so kommt der LSB Niedersachsen auf eine Gesamtentwicklung von -3,81%. Aber wieso haben die Großsportvereine vereinzelt so hohe Austritte zu beklagen und andere kleinere Vereine kamen mit ihren Mitgliedzahlen besser durch die Pandemie? Ein Grund hierfür ist die Annahme, dass die Großvereine durch ihre Kurs- und Sportangebote, wie z.B. die vereinseigenen Fitnessstudios, eher als Dienstleister betrachtet werden. Fast 50% der Vereine gaben an, im Bereich der Fitnesssparte die höchste Anzahl an Mitgliedern verloren zu haben. Bei den Kleinvereinen herrscht dagegen eine andere Mentalität: „Man bleibt in seinem Verein. In guten und in schlechten Zeiten. Punkt.“ In vielen Vereinen kam es trotzdem zur gewohnten jährlichen Fluktuation, das Problem waren vielerorts jedoch die fehlenden Eintritte. So kam es folglich zur Abnahme der Mitgliedszahlen. 
Die aktuellen Zahlen der Landessportbünde zeigen allerdings, dass die Mitgliedszahlen sich allmählich von der Pandemie erholen. Auch von den Großsportvereinen wird angegeben, dass knapp zweidrittel der Vereine wieder einen positiven Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen. Lediglich 1,35% beklagen noch sinkende Mitgliedszahlen. In den restlichen Vereinen sei die Entwicklung der Mitgliederzahlen in den vergangenen 12 Monaten entweder gleichgeblieben oder man merke keine wesentlichen Veränderungen im Verlauf der Pandemie. 
Im Grunde zeigen uns die Zahlen der letzten Jahre eine positive Beziehung der Mitglieder*innen zu Ihren Vereinen. Viele Menschen lassen ihren Verein nicht im Stich, auch wenn es hart auf hart kommt. Der Verein ist eben mehr als ein Ort zum Sporttreiben oder Dienstleister. Vereinsmitglieder finden dort einen Ort zur sozialen Teilhabe, zur generationsübergreifenden Vernetzung und einen Ausgleich zum Alltagsstress. 
 
Corona und Finanzen 
Sinkende Einnahmen durch weniger Mitgliedbeiträge, erhebliche Einbußen bei den Kursangeboten oder der Wegfall von sonstigen Einnahmen wie das Vermieten von Sportflächen rissen Löcher in die Kassen der Großsportvereine. Bei einer Befragung, inwieweit die Auswirkungen der Pandemie noch finanziell spürbar sind, gaben 55,36% an, dass diese noch “stark” zu spüren seien. Knapp 20% nehmen die Auswirkungen noch “sehr stark” wahr. Genauso so viel Prozent der Vereine bemerken allerdings die Auswirkungen nur noch “wenig”. Die übrigen befragten Vereine äußerten, dass sie “neutral” zu den Auswirkungen stünden. Der Vereinsreport zeigt uns ein sehr vielfältiges Stimmungsbild, aus dem man sehen kann wie unterschiedlich die Vereine und deren Strukturen sind. 
Durch die Vielzahl der erheblichen Fördermaßnahmen und die Vereinstreue vieler Mitglieder*innen verdeutlicht diese Krise jedoch auch die enorme Bedeutung des Sports. Es lohnt sich dementsprechend den Vereinssport in jeglicher Hinsicht zu unterstützen, denn er leistet einen enormen gesamtgesellschaftlichen Beitrag zur Entwicklung sowie zum Erhalt von Gesundheit und Wohlbefinden in allen Altersgruppen.  

 
Virtuelle Trainingsangebote und Mitgliederversammlungen 
Viele Sportvereine haben durch virtuelle Angebote dafür gesorgt für ihre Mitglieder*innen präsent zu sein. Ob Online-Sportangebote oder virtuelle Mitgliederversammlungen, es wurden zahlreiche Möglichkeiten gesucht und erprobt. Im Vereinsreport 2021 gaben 63,16% Prozent der befragten Vereine an die virtuellen Angebote in irgendeiner Form fortzuführen. Neue Zahlen aus 2022 zeigen uns wie viele von den befragten Vereinen tatsächlich an den Onlineangeboten festgehalten haben: Insgesamt waren es 43,67%. Vor Allem die virtuellen Mitgliederversammlungen wurden eher als Notlösung gesehen, jedoch haben 37,52% ihre Satzungen in Bezug auf Versammlungen um die Möglichkeit zu Online- und Hybridveranstaltungen angepasst. So könnten in Zukunft die Versammlungen auch im digitalen Raum stattfinden. 
Wahrscheinlich ist eine Anpassung der Satzungen in den Sportvereinen aufgrund der fortlaufenden Entwicklung und Erwartungen an Digitalisierung sowie verschiedener gesellschaftlicher Trends auf lange Sicht ratsam, sodass sich jeder Verein zumindest mit der Frage beschäftigen sollte. 
 
Die Coronapandemie hat uns gezeigt, wie flexibel und schnell die Vereinswelt auf Veränderung reagieren kann. Uns wurde ausdrücklich gezeigt, wie das Ehrenamt sich freiwillig für die Solidargemeinschaft einsetzt. Trotz der vielen Einbußen haben wir gemerkt: Der organisierte Sport hat viele Facetten und unterschiedliche Akteure, ist aber eine starke Instanz in Hinblick auf die selbstorganisierte Gesellschaft. Die beste Erkenntnis aus den letzten zwei Jahren ist für mich, dass knapp 97% der Mitglieder*innen dem Vereinssport auch in diesen turbulenten Zeiten treu gebliebenen sind und mit einer enormen Ausdauer gearbeitet haben, dass es irgendwie weiter geht.  Diese Erkenntnis gibt mir auf jeden Fall die Hoffnung, dass der organisierte Sport auch in Zukunft jede Herausforderung annimmt und Lösungen findet. 
 

Hier findet ihr die Zusammenfassungen des Vereinsreports 2022 von Sportplatzwelt: 
Vereinsreport 2022: Infrastruktur deutscher Großsportvereine – Sportplatzwelt 
Vereinsreport 2022: Vereinsstrukturen deutscher Großsportvereine – Sportplatzwelt 
Vereinsreport 2022: Großsportvereine und Corona – Sportplatzwelt 

Marc Meitzler

Energiegipfel des LSB – Vereine fürchten um Existenz 
Host-Town Programm rückt näher