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Allgemein · Sportregion

Wir treffen uns im Vereinsheim!

19. Dezember 2019

… aber gibt es das eigentlich noch? Und falls ja – wann sind die Öffnungszeiten? Oder wer hat einen Schlüssel?

Viele Vereinsheime in Deutschland und auch in unserer Region stehen leer und vor dem Aus. Und genau darüber zerbreche ich mir zur Zeit den Kopf. Während im Feld der Sport- und Organisationsentwicklung oft über Strukturen, über Ehrenamt oder über die Digitalisierung gesprochen wird, findet das frühere Herz eines jeden Vereins so gut wie keine Beachtung. Wie wird über Zukunftsprojekte in Vereinen gesprochen, ohne das Vereinsheim neu zu denken? Warum schaffen es Cafés lediglich mit WLAN und nachhaltigem guten Kaffee viele Menschen zu binden? Und warum wird nicht wie früher auf Trends und Nachfrage geachtet?

Bei einem Besuch in Schottland im Sommer stand ich vor der Statue von Jock Stein, einer britischen Trainerlegende. Dort zu lesen ist das Zitat: „Football without the fans is nothing“. Ich denke dieses Zitat kann man auf den gesamten Sport projizieren. Ohne Fans, Interessierte und entsprechender Anschlusskommunikation würden sportliche Leistungen wenig bis keine Relevanz haben.

Erfolgreiche Sporteams haben ihre Begegnungsstätten in Form von Stadien, Vereinskneipen, Fanshops. Vereine des Breitensports haben häufig nicht diesen Schmelztiegel. Da stellt sich die Frage, wie man Fans und Interessierte für einen Verein überzeugt, wenn man keinerlei Laufkundschaft generiert. Wie hält man Eltern auf dem Vereinsgelände, die ihre Kinder zum Training fahren? Und wie kann ein Ort der Begegnung, des Austauschs über den Verein, über Sport- und Gesundheitsthemen aussehen?

Der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg veröffentliche 1989 „The Great Good Place“ und stellte ein Konzept des Dritten Ortes vor. Demnach spielt sich am ersten Ort das Arbeits- und am zweiten Ort das Familienleben ab. Der dritte Ort ist als eine Art Gemeinschaftsort zu verstehen, als Treffpunkt zum Ausgleich. Nach Oldenburg soll ein solcher Ort verschiedene Eigenschaften mitbringen: neutraler Boden, offen für alle Bevölkerungsschichten, Gespräche gewünscht, einfach zu erreichen (barrierefrei), es sollten Stammgäste vor Ort sein, die Optik nicht über der Funktion stehen, eine spielerische Stimmung herrschen, die zweite Heimat bieten. (Oldenburg, Ray – The Great Good Place, 1989)

Die Zeit von Dorfkrügen mit Kegelbahnen scheint mehr und mehr in die Tage gekommen zu sein. Auch wenn es hier häufig noch Stammgäste gibt, wird oft das große Ganze vergessen. Denn wie sieht es aus mit neuen Vereinssparten wie Tischfußball oder Darts, mit vereinsinternen Turnieren im Doppelkopf und Beerpong oder Räumlichkeiten in denen eSports getrieben werden kann? Die Räumlichkeiten sind ja häufig vorhanden – jetzt geht es darum diesen Wänden neues Leben einzuhauchen. Und auch wenn es unrealistisch erscheint, dass ein Verein 24/7 offen ist für Laufkundschaft, geht es mir hier vielmehr darum, das Herz des Vereins nicht zu vergessen.

Was das ganze realistischer macht ist zu schauen, welche Potentiale in eurem Quartier vorhanden sind. Welche Partner könnt ihr mit ins Boot nehmen? Gemeinsam mit sozialen Trägern eine Hausaufgabenhilfe auf eurem Gelände einrichten oder Sportprogramme für verschiedene Zielgruppen eures Quartiers anbieten. Offen sein für eure Nachbarn, um vielen Menschen in eurem Umfeld zu zeigen, was ihr für ein tolles Vereinsleben lebt.

Ich würde mich sehr über eure Rückmeldungen freuen, wie es um euer Vereinsheim steht und ob ihr ähnliche Herausforderungen habt. Lasst uns das Vereinsheim von heute neu denken und uns nicht zu oft fragen, was in 5 oder 10 Jahren sein könnte. In diesem Sinne – gesellige Weihnachten – ob im ersten, zweiten oder dritten Ort.

Vamos! Euer Hergen


Wofür steht ihr eigentlich?!
Im Sportverein durch stürmische Zeiten